In diesem Zusammenhang müssen wir auf eine weitere Besonderheit der Insel zu sprechen kommen: das "Nord-Süd-Gefälle". Islay Whiskys unterscheiden sich nämlich sehr stark in Abhängigkeit davon, ob sie im Norden oder im Süden der Insel produziert werden. In zahlreichen unserer Blog-Artikel haben wir das Phänomen besprochen, dass regionale Besonderheiten eine große Rolle für den Charakter und damit den Erfolg von Spirituosen spielen – sei es Wein und dessen Abhängigkeit von Mikroklima und Bodenart bis hin zum deutschen Gin, der durch seine regionalen Botanicals zum Welterfolg wurde. Die Islay Whiskys, unterschieden in Nord und Süd, sind ein weiteres hervorragendes Beispiel für den immensen Einfluss regionaler Verhältnisse auf das Endprodukt. Damit lüften wir nun endlich das Geheimnis, welche Faktoren die Islay Whiskys prägen und für Kontroversen sorgen.
Schon besagte Mönche hatten Torffeuer genutzt, um ihr gemälztes Getreide zu trocknen, was zur Folge hatte, dass die Gerste und damit der Whisky einen torfig-rauchigen Geschmack annahm. Bis auf den heutigen Tag gilt Folgendes: Je weiter man in den Süden der Insel kommt, desto stärker "getorft" wird der hergestellte Whisky: Torfiges Malz sowie torfhaltiges und daher mineralstoffhaltiges Moorwasser machen ihren Einfluss geltend. Aber auch die Art der Lagerung prägt ihren Stempel auf: Südliche Islay Whiskys reifen in küstennahen Lagerhäusern, wo sie dem erwähnten starken Südwest-Wind ausgesetzt sind. Sie erhalten damit ausgiebig Gelegenheit, ihr charakteristisches Torfaroma – was von Whisky-Liebhabern entweder geliebt oder gemieden wird – um den Duft von Jod und Seetang zu erweitern. Es mag nun jeder neugierige Spirituosen-Freund selbst entscheiden, ob diese spezielle Kombination wohl seinen Geschmack trifft.
Im Norden der Insel hingegen spielt der Torf beim Mälzen eine untergeordnete Rolle; manchmal verzichtet man sogar ganz auf ihn und seinen rauchigen Akzent. Stattdessen setzt man auf das maritime Element, das dem Whisky in Form salziger und "medizinischer" Aromen eingeprägt wird.
Bei aller Unterschiedlichkeit haben wir in Islay Whiskys häufig aber auch einen gemeinsamen Aspekt: den "Medizin-Duft", der angeblich in Zeiten der Prohibition dafür verantwortlich war, dass Islay Whiskys den Alkoholjägern entgingen, weil sie keinen typischen Alkoholgeruch verströmten.
Darüber hinaus gibt es in Islay Whiskys aber selbstverständlich noch weitere Aromen und Geschmacksrichtungen zu entdecken (etwa süß und scharf), wie die nun folgenden Empfehlungen ebenfalls belegen.