Egal, ob Rum zwei oder drei Reifungsphasen durchläuft, ist eines klar: Rum aus Kuba soll leicht und unkompliziert schmecken – so wie ein optimaler Sommer.
Deshalb werden die Rumsorten, die nicht nur zwei, sondern drei Reifungsphasen haben, in der dritten Phase nicht in Fässer gegeben, die dem Rum noch viele weitere Aromen geben würden. Vielmehr wird in dieser Phase Wert daraufgelegt, den Rum wieder mit Sauerstoff anzureichern, nachdem er durch die jahrelange Fasslagerung immerzu an Sauerstoff verloren hat.
Ein erhöhter Sauerstoffgehalt gibt dem Rum Komplexität und Textur, ohne seine geschmackliche Intensität zu verstärken. So können die Destillerien den Charakter des Rums in diesem Schritt gleichzeitig ausbauen und auf dem unkomplizierten Level halten, durch den sich Rum aus Kuba auszeichnet.
Wenn Rum jahrelang in Fässern lagert, enthält das Destillat irgendwann nur noch sehr wenig Sauerstoff. Die Menge wird so klein, dass sie den Geschmack des Rums ab einem gewissen Punkt kaum noch beeinflussen kann. Warum das alles andere als wünschenswert ist, haben wir gerade eben schon gelernt. Der Prozess, in dem der Sauerstoffgehalt des Rums wieder erhöht wird, nennt sich "Reoxygenierung".
Dafür werden verschiedene Destillate vermählt und dann in alte Fässer gefüllt, die nur noch wenige Aromen abgeben, weil sie schon seit einiger Zeit in Gebrauch sind. Anders als bei der Wahl der Fässer für die 2. Reifungsphase wird hierbei auf die Fähigkeit der Fässer zur Reoxygenierung gelegt. Auch in diesem Schritt werden üblicherweise Fässer mit 180–200 Liter Fassungsvermögen verwendet.