Bevor einen die Englein forttragen, gebührt ihm definitiv "das letzte Wort". Aber auch das erste – schon die Bezeichnung selbst weckt unser Interesse: "Schnaps" entstammt der niederdeutschen Sprache und verweist auf das Verb „schnappen“; dieses wiederum bezieht sich darauf, dass "Kurzer", "Pinnchen", "Stamperl", "Schnapper" und "Schnabbes" (oder wie man den Schnaps sonst noch so nennt) normalerweise in einem schnellen Schluck aus einem kleinen Glas "heruntergekippt" werden. Das kann man genau so machen, man darf sich beim Trinken aber auch genussvoll Zeit lassen. Wie dem auch sei: Schnaps wird meist pur getrunken – und zwar bei Zimmertemperatur oder gekühlt.
Im Anschluss an die Jagd, wenn man sich bei jedem Wetter im Wald versammelt, wird für gewöhnlich ein Schnaps gereicht oder man hat die kleinen Taschenflaschen aus Silber dabei, um sich an einem Schluck zu erwärmen. Auf der Skihütte nach einer erfolgreichen Abfahrt durch Pulverschnee, überhaupt in allen kalten Gegenden, gehört der Schnaps als "Lebenswecker" ebenfalls dazu. Schnaps hat jedoch auch Tradition im Kaffeehaus, wenn zu einem starken Kaffee z. B. ein Kirschbrand gereicht wird; und im Restaurant darf man sich nach dem Essen ein oder zwei gute Obstbrände zur Verdauung und allgemeinen Wiederbelebung gönnen.
Allen Schnäpsen ist gemeinsam, dass es sich bei ihnen um ein reines Destillat handelt, das zumindest zu einem Drittel aus Edelbrand bestehen muss. Aus diesem Grund bezeichnet der Begriff nicht eine einzelne Spirituosen-Sorte, sondern kann für eine ganze Reihe unterschiedlichster alkoholischer Getränke verwendet werden: Tresterbrand, Hefebrand, Obstbrand – aus Obstwein (Calvados) und Obstmaische (Kirschwasser, Sliwowitz, Rakija) oder Obstgeist - und Getreidebrand sowie Brand aus Wurzeln (Enzian) bzw. aus Zuckerrohr (Rum, Cachaça). Ebenso gehören Armagnac, Brandy und Cognac als hochwertige Branntweine, aber eben auch Vodka, Gin und Tequila dazu.
Was die Herstellung von Schnaps angeht, wollen wir uns kurz den Obstbrand etwas genauer ansehen: Dabei wird die Obstmaische vergoren, wobei der Zucker sich in Alkohol verwandelt. Nach Abschluss der Gärung, wenn also der komplette Zucker in der Obstmaische zu Alkohol verzaubert wurde, kann man die Maische destillieren: Der Alkohol siedet bei 78 °C, kondensiert und es entsteht ein Obstbrand. Egal, ob das himmlische Destillat nun aus Hagebutte, Wildschlehe, Äpfeln, Heidelbeeren, Birnen, Marillen, Quitten, Pflaumen oder Nüssen gebrannt wird – oftmals steckt in der Flasche, eingetaucht in den köstlichen Brand, eines der Früchte, die wir gerade aufgezählt haben.